Weiße Schnürsenkel als Inbegriff eines Rechtsradikalen? Das denken viele. In Wirklichkeit gehen sich rechte Zeitgenossen damit selbst auf den Leim. Der angebliche Geheimcode Rechtsradikaler wird mittlerweile schon als Mythos gehandelt. Dabei waren weiße Schnürsenkel („laces“) schon bei den Skinheads der ersten Generation gang und gäbe. Aus einem ganz einfachen Grund: Der Optik wegen.

Aber immer wieder wird behauptet, auch in offiziellen Berichten des Verfassungsschutzes (schöne Grüße, Jungs!), dass weiße Schnürsenkel für „white power“ stehen sollen - die Betonung der weißen Rasse also. Rote Bänderstehen angeblich für Linke. Bei gelben Senkeln wird es schwierig, eine Interpretation zu finden. Manche meinen, dies sei ausschließlich die richtige Farbe für Fetisch-Skins aus der schwulen Szene, die auf „Watersports“ stehen. Die gibt es zwar auch ;-)) Aber: Was ein Quatsch! Sieht die Variante schwarz-gelb nicht einfach nur gut aus?

Wie wäre es mit dem Sprichwort „black and white united“? - Schwarzes Leder und weiße Senkel als Sinnbild für die Gemeinsamkeit zwischen Weißen und Schwarzen? Aber diese Interpretation lässt ja eh niemand zu, der Vorurteile gegen Skinheads hat...

DER SPIEGEL schrieb dazu einmal:

»Wer sich ernsthaft mit Subkulturen und der Bedeutung von Kleidung befasste, konnte nur den Kopf über diese offensichtlich aussagearme und vereinfachende These schütteln.«

Aber auch der SPIEGEL-Autor stolperte in seinem Artikel über ein oft verwendetes Klischee: Skinheads würden angeblich „Springerstiefel“ tragen. Das ist falsch! Skinheads tragen nämlich „Rangers“, britische Arbeiterstiefel mit schwerer Stahlkappe. Bekannt auch unter den Marken „Underground“, „Boots and braces“, „Shelly´s“ oder „Grinders“. Das Wort „Springerstiefel“ verwendet der Volksmund meist für die Arbeitsschuhe von Bundeswehrsoldaten. Obwohl auch das genau genommen nicht richtig ist, denn richtige Springerstiefel werden nur von Soldaten der Fallschirmjägertruppe getragen. Normale Bundeswehrsoldaten tragen schwarze Kampfstiefel ohne Stahlkappe, die Spitze besteht lediglich aus extrem harten Leder. Nur Gebirgsjäger, Jetpiloten und Soldaten in speziellen Arbeitsbereichen, z.B. Werkstätten, sind aus Sicherheitsgründen mit Stahlkappenstiefeln ausgerüstet (so die offizielle Auskunft der Berliner Pressestelle des Bundesverteidigungsministeriums).

Skinheads tragen aber nicht nur Rangers, sondern auch Doc Martens. Die Schuhe mit der gelben Naht waren schon zu Anfangszeiten bekannt und begehrt, weil sie bequem zu tragen sind (u.a. durch Luftkammern in der Sohle). Mehr als 50 Jahre ist es her, dass der deutsche Erfinder Dr. Klaus Maertens gemeinsam mit dem Ingenieur Dr. Herbert Funck eine mit Luftkammern versehene Schuhsohle konstruierte und daraus den ersten Luftpolsterschuh machte. Die eingeschlossene Luft wirkt dabei wie ein Stoßdämpfer – eine Eigenschaft, die man auf Schritt und Tritt spürt. Die Schuhe gibt es, im Gegensatz zu den Rangers, mit und ohne Stahlkappe. Oft kann nur ein geübter Blick erkennen, ob der Schuh eine Kappe hat oder nicht. Beliebt sind bei Skinheads neben schwarz auch die cherry und weinroten Docs. Die heutzutage erhältlichen „geflammten Docs“ wurden früher selbst gemacht, indem man die roten Stiefel mit schwarzer Schuhcreme putzte.

Die korrekte, britische Steg-Schnürung

Patrick (17) aus Hessen fragte im Gästebuch, wie die „Balkenschnürtechnik“ funktioniert. Aus einer Bierlaune heraus antwortete der Webmaster, dass man daraus ja auch mal gut eine Bildreportage machen könnte. Gesagt, getan: Hier ist sie.

Alle Bilder können durch Klick vergößert werden.

Schritt 1:
Für 10er-Boots (also mit insgesamt 20 Löchern) nehmt Ihr einen 14er-Schnürsenkel. Rund und dick, am besten das Original von Underground. Zu besseren Ansicht hier ein weißer. Am unteren Ende wird ein simpler Knoten gemacht.

Schritt 2:
Unten links geht es los: Locker einfädeln und später erst stramm ziehen. Der Knoten muss so dick sein, dass er nicht durchrutscht. In der Regel reicht ein einfacher Knoten.

Schritt 3:
Der Knoten bleibt unten links versteckt. Von oben geht es nun ins untere, rechte Loch.

Schritt 4:
Wir bleiben auf der rechten Seite und kommen von da wieder hoch. Dann schlagen wir den Steg nach links und tauchen da wieder ins Innere des Stiefels.

Schritt 5:
Und so weiter und so weiter: Immer, wenn wir untergetaucht sind, bleiben wir auf dieser Seite und rutschen ein Loch nach oben - von dort geht es wieder ans Tageslicht.

Schritt 6:
Auf der linken Seite genau so. Wer das einmal raus hat, ist nach etwa 30 Sekunden fertig. Wer besoffen ist, braucht ein paar Sekunden länger.

Schritt 7:
Bei einem 10-Loch-Ranger kommt man immer oben rechts raus. Dann von unten her alles stramm ziehen.

Schritt 8:
Bitte keine hübsche Schleife machen! Obwohl wir das sicher alle mal im Kindergarten gelernt haben. Einfach den Schnürsenkel nach links wickeln...

Schritt 9:
...und ein oder zwei Mal umschlagen. Fertig! Und hält.

Schritt 10:
Manche gehen mit den Boots auch ins Bett. Wenn es deshalb mal Ärger geben sollte, einfach von oben die Schnürung lösen (lassen).

Aus erster Hand: Stiefel von der „British Boot Company“

Sie haben Kunden aus aller Welt, viele davon aus Deutschland: „The British Boot Company“ ist ein etabliertes, traditionsreiches Schuh- und Stiefelgeschäft in Camden Town, einem lebhaften Stadtviertel Londons. Die Devise lautet: „Made in England - Delivering to the World“. Mit anderen Worten: Alle Stiefel und Schuhe (mit Ausnahme von Dr. Martens) werden in England hergestellt, und zwar mit der Hand. Darauf ist die Company nach eigenen Angaben sehr stolz. Auch auf die Tatsache, dass es sich um ein Familienunternehmen handelt. Die British Boot Company hat seit den 60er Jahren einen legendären Ruf - nicht nur bei Skins und Punks. Wer mehr über die große Auswahl wissen will, klickt hier: www.britboot.co.uk